Kartoffeln Pflanzen - Hinweise für Hausgärtner
Kartoffeln Pflanzen - Hinweise für Hausgärtner
Kann man Speisekartoffeln zum Pflanzen verwenden? Was sind dann Pflanzkartoffeln bzw. Saatkartoffeln? Wie vermehre ich alte Kartoffelsorten? Das sollten Hobbyanbauer wissen
Gerade im Frühjahr werden wir von vielen Menschen angesprochen, die gerne unsere Kartoffeln in ihrem Garten anbauen möchten. Einige der am häufigsten gestellten Fragen möchten wir hier gerne beantworten. Unser Kartoffelangebot umfasst in erster Linie Speisekartoffeln, die wir ganzjährig für unsere Erzeuger vertreiben. Gerade im Frühjahr verwenden jedoch ganz offensichtlich viele Kunden unsere Speisekartoffeln auch zum Anbau im eigenen Garten. Es ist zum besseren Verständnis hilfreich, in diesem Fall einige Dinge zu wissen.
Was sind Pflanzkartoffeln oder Saatkartoffeln?
Alte Kartoffelsorten werden heute nur noch von wenigen Erzeugern und meist nur in kleinen Mengen und vor einem mehr idealistischen Hintergrund angebaut. Damit diese Sortenvielfalt erhalten oder sogar wieder ausgebaut werden kann, müssen Anbau und Vertrieb trotz des höheren Aufwandes möglichst die Kosten decken. Wir von Tartuffli sehen deshalb unsere wesentliche Aufgabe darin, diese Raritäten ganzjährig an Verbraucher und Unterstützer zu bringen um damit einen Absatzmarkt für unsere Erzeuger zu schaffen. Die besondere Qualität unserer Produkte verlangt nach den richtigen Kunden, die den besonderen Wert dieser Produkte verstehen und zu schätzen wissen.
Offizielle Pflanzkartoffeln unterliegen im Hinblick auf ihre Pflanzengesundheit, ihre Größe und ihre Sortenreinheit besonderen Anforderungen und Kontrollen, was insbesondere für professionelle Erzeuger die Voraussetzung für möglichst gesunde Bestände und hohe Ertragssicherheit ist. Auch werden beim Kauf offizieller Pflanzkartoffeln Lizenzen für den Züchter fällig. Als Pflanzkartoffeln dürfen die Knollen zudem beim Verkauf im Frühjahr bereits keimen, was bei Speisekartoffeln unerwünscht ist.
Kann man Speisekartoffeln zum Pflanzen im Garten verwenden?
Seit Beginn der Kultivierung von Kartoffeln ist es üblich, einfach einen Teil der Kartoffelernte des Vorjahres wieder zum Pflanzen zu verwenden (?Nachzubauen?). Nichts anderes tun heute wohl die meisten Kleinerzeuger, denn Kleinmengen und außergewöhnliche Sorten sind nicht überall erhältlich. Aber auch anspruchsvolle Profierzeuger kaufen nicht unbedingt jedes Jahr das teurere Pflanzgut ein, sondern bauen aus offensichtlich gesunden Beständen oft selber wieder ?nach?.
Darf man denn Speisekartoffeln zum Pflanzen verwenden?
Rechtlich ist es für Privatmenschen unbedenklich "Speisekartoffeln" zum Pflanzen zu verwenden. Es besteht kein Anbauverbot ? sondern nur ein Verkaufsverbot für Speisekartoffeln als "Pflanzkartoffeln". Zudem kann beim üblichen Nachbau von Pflanzkartoffeln durch professionelle Erzeuger eine Lizenz anfallen, die er dem Züchter für seine Leistungen schuldet.
Was soll man beim Pflanzen von Speisekartoffeln beachten?
Sind die Knollen nach der Ernte weder gewaschen noch gegen vorzeitige Keimung behandelt und sind keine offensichtlichen Krankheiten erkennbar, so reichen diese Qualitäten für den Hausgarten wohl oft aus. Zudem kann man ja die Knollen vorkeimen. So erkennt man nicht nur keimschwächere Knollen oder Sorten, sondern man gewinnt durch die Vorkeimung bei den frühen Sorten auch einen Erntezeitvorsprung um 3-4 Wochen. Das liegt daran, dass vorgekeimte Kartoffeln auch bei kalten Bodentemperaturen einfach weiterwachsen, während nicht-vorgekeimte Kartoffeln stagnieren und so anfälliger werden. Selbst für die späteren, im Herbst geernteten Sorten ist die Vorkeimung sinnvoll, denn man gewinnt einen Kulturvorsprung vor der fast immer auftretenden Krautfäule.
Gibt es von allen Kartoffelsorten Pflanzkartoffeln?
Von vielen alten Sorten gab oder gibt es kein offizielles Pflanzgut im Sinne des Saatgut-Verkehrsgesetzes. Landsorten waren per Definitionem nie auf einer solchen Liste und eine Neuzulassung ist sowohl finanziell aufwändig als auch durch die Zulassungskriterien nahezu ausgeschlossen. Sorten auf die aktuelle Sortenliste zu bringen, können sich heute fast nur noch international tätige Großkonzerne leisten, denn trotz hoher Züchtungskosten schaffen es nur wenige Prozent der gezüchteten Sorten überhaupt auf die offizielle Sortenliste. Davon sind wiederum nur einige wenige Sorten dann auch wirtschaftlich erfolgreich. Neue Sorten müssen aus Sicht des Sortenamtes insgesamt vorteilhafter sein als frühere Sorten, sonst werden sie nicht auf den offiziellen Sortenlisten aufgenommen. Dieser Nachweis ist jedoch für alte Sorten auch mit viel Geld kaum zu erbringen.
Landsorten und freie Sorten
Erfreulicherweise hat jedoch die Angleichung der europäischen Regelwerke auch dazu geführt, das alte Sorten, die in einem der EU-Länder auf der Sortenliste stehen, der Status einen anerkannten Sorte auch in allen anderen EU-Ländern zusteht. Diese Sorten haben einen offíziellen Sortenstatus, aber in der Regel keinen einzelnen Eigentümer mehr. Diese Sorten nennt man ?frei?, da der für den Züchter eingetragene Sortenschutz nach 30 Jahren normalerweise abgelaufen ist (z.B. Blauer Schwede, SIEGLINDE oder ACKERSEGEN). Von diesen alten Sorten gibt es durchaus legales Pflanzgut, wenn sich trotz der meist geringerern Mengen ein Erhaltungszüchter findet.
Von diesen freien Sorten muss man sinnvollerweise alte "Landsorten" unterscheiden, die niemals offiziell auf irgendeiner Sortenliste standen oder stehen und durch bäuerliche Vermehrung über Generationen meist als regionale Spezialität erhalten wurden (z.B. Ballwitzer Rotwalze, Rote von Ampflwang, Bamberger Hörnchen).
Sind nur freie Sorten "gute Sorten"?
Bei diesen "Landsorten" ohne rechtlichen Status waren und sind sowohl Profis als auch Hobbyerzeuger immer auf das Pflanzen von gewöhnlichen Speisekartoffeln angewiesen. Daneben gibt es aber auch hier gelegentlich eine inoffiziellen Erhaltungsszüchtung durch Privatpersonen oder Institutionen, die zwar in Bezug auf Sortenreinheit und Gesundheit offiziellem "Pflanzgut" entsprechen können, die aber dennoch nicht so verkauft werden dürfen. Insbesondere für diese Sorten gab und gibt es einen unregulierten Grau- und Tauschmarkt mit gelegentlich unklaren Qualitäten. Hier haben in der Regel ehrenamtliche Idealisten das Überleben von Sorten besorgt, die ansonsten nur noch in Saatgutbanken wie z.B. in Gatersleben lagern.
Fazit: Soll man Speisekartoffeln pflanzen
Auch wenn man Speisekartoffeln im Garten oder auf dem Acker legt oder pflanzt werden sie dadurch noch nicht zu "Pflanzkartoffeln" im rechtlichen Sinn. Letztlich eignen sich jedoch alle gesunden und keimfähigen Kartoffeln für den Anbau im Hausgarten, denn für Hobbyanbauer spielen rechtliche Gesichtspunkte oder die Ertragsmaximierung naturgemäß eine untergeordnete Rolle. Hat man sich entschlossen Speisekartoffeln im eigenen Garten zu verwenden sollten diese aber möglichst weder gewaschen noch gegen Keimung behandelt sein.
Können Laien selber Pflanzkartoffeln heranziehen?
Bei der Verwendung von Pflanz- oder Speisekartoffeln im Garten gibt es Möglichkeiten die Pflanzengesundheit zu fördern oder auch gesundes Pflanzgut selber nachzuziehen. Mit einer gewissen Sachkenntnis lassen sich durch entsprechende Verfahren wie z.B. dem Äugeln der Knollen, also dem Nachziehen von kleinen Keimen in Nährsubstrat sogar besonders gesunde Knollen für den eigenen Nachbau selektieren. Sehr aufschlussreich ist hierzu das auch bei uns hier erhältliche Buch
"Tartuffli" - von Dr. Heidi Lorey>>, in dem diverse Vermehrungsverfahren recht detailliert beschrieben sind." In den Andenländern in Südamerika ist diese private Züchtung und Vermehrung in vielen kleinbäuerlichen Familien seit Jahrtausenden üblich.
Im Zuge der auch in der Europäischen Union politisch als notwendig erkannten Förderung der Biodiversität sowie insbesondere zur nachhaltigen Sicherung der genetischen Nutzpflanzenvielfalt (Stichwort: Resistenzen) wurde vor Kurzem die Möglichkeit geschaffen, traditionelles Saat- und Pflanzgut als Erhaltungssorte auf eine offizielle Sondersortenliste aufnehmen zu lassen um es auf der Basis einer professionellen Nachzucht letztlich auch wieder legal handeln zu können. Bislang haben jedoch nur wenige Sorten diesen Weg bestritten, der trotz des abgespreckten Verfahrens doch erhebliche Mittel und Organisation erfordert. Bei unseren Speisekartoffeln geben wir an, ob Sie aus Bio- oder konventionellem Anbau stammen und ob sie mangels alternativer Anbauquellen nur gewaschen angeboten werden können. Auch eine eventuelle, keimhemmende Behandlung geben wir im Sortentext an. Lassen Sie uns gegebenenfalls wissen wie Sie unsere Speisekartoffeln verwenden könnne, so können wir besser auf Ihre Bedürfnisse eingehen.
Kartoffeln Pflanzen und erfolgreich Anbauen
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hier finden Sie weitere von uns zusammengestellte Informationen zum Anbau von Kartoffeln im Hausgarten