Das sollten Hobbyanbauer wissen:
"Echte" Pflanzkartoffeln sind gesunde, auf Virosen und Krankheiten untersuchte und anschließend amtlich "zertifizierte" Kartoffeln, die von Züchtern ganz besonders im Hinblick auf ihre Pflanzengesundheit angebaut werden. Das geschieht entweder unter Flies oder in besonderen, schädlingsfreien "Gesundlagen", die es vor allem an den Küsten oder in den Bergen gibt. Hier gibt es meist weniger oder keine Schädlinge, die Pflanzenkranheiten übertragen können.
"Zertifizierte Pflanzkartoffeln" werden unter Profis auch als Z-Saatgut bezeichnet. Im Landhandel müssen sie mit vollständigen Hinweisen auf den Erzeuger und die Zulassungsstelle gekennzeichnet werden. Jederzeit muss also rückverfolgbar und nachweisbar sein, woher eine Lieferung von Pflanzkartoffeln stammt. Die Erfahrungen mit den großen Kartoffelseuchen in Europa haben zu einem strengen Regiment in Bezug auf die Pflanzengesundheit geführt.
Aber auch "normale" Speisekartoffeln eignen sich heutzutage meist recht gut für den Anbau im eigenen Garten. Das macht sie aber im rechtlichen Sinne noch nicht zu Pflanzkartoffeln, insbesondere nicht zu zertifiziertem Pflanzgut.
Der professionelle Anbau gründet inzwischen auf einer soliden Pflanzgutbasis, die sich natürlich auch auf den Nachbau auswirkt und von dem alle Hobbygärtner letzlich auch bei der Verwendung von Speisekartoffeln im Garten profitieren. Wir nennen nach der Ernte nicht gegen Keimung behandelte Speisekartoffeln deshalb auch "Gartenkartoffeln".
Fazit: Wer in Bezug auf Ertrag und Pflanzengesundheit auf Nummer sicher gehen will, der findet hier zertifizierte Pflanzkartoffeln von besonders im ökologischen Anbau bewährten Kartoffelsorten. Durch die gezielte Nachfrage nach traditionellen Kartoffelsorten in besonders hochwertiger Pflanzgutqualität wird der Erhalt & Wiederaufbau einer gesunden Pflanzgutbasis unterstützt. Wo es dies aber nicht gibt, also insbesondere bei alten Sorten und Raritäten, da tun es eben oft auch Speisekartoffeln fast ebenso gut.
Pflanzkartoffeln können von uns meist nur in 1-2 großen Lieferungen bezogen werden und sind deshalb in den verfügbaren Mengen limitiert. Nutzt also bitte unsere kostenfreie Benachrichtigungsfunktion an den einzelnen Sorten, den "FoodScout", falls Ihr das Eintreffen Eurer Wunschsorte auf keinen Fall verpassen möchtet.
Im Frühjahr verwenden viele Kunden unsere Speisekartoffeln und Kartoffelraritäten auch zum Anbau im eigenen Garten. Das ist sachlich und rechtlich völlig in Ordnung. Da es in diesem Zusammenhang aber immer wieder auch Unsicherheiten und Fragen gibt, ist es hilfreich, einige Dinge zu wissen.
Was sind Pflanzkartoffeln oder Saatkartoffeln?
Historische und regionale Kartoffelsorten werden heute nur noch von wenigen Erzeugern und meist nur in kleinen Mengen angebaut und vermehrt. Offizielles Pflanzgut gibt es eher selten. Dessen Produktion ist aufwändig oder die offizielle Anerkennung oft nicht erreichbar. Dann nehmen auch professionelle Erzeuger die gesündesten Speisekartoffeln vom Vorjahr, so wie es Bauern über Jahrhunderte getan haben. Pflanzkartoffeln unterliegen im Hinblick auf ihre Pflanzengesundheit, ihre Größe und ihre Sortenreinheit besonderen Anforderungen und Kontrollen, was eine gute Voraussetzung für gesunde Bestände und damit eine hohe Ertragssicherheit ist. Auch werden beim Kauf offizieller Pflanzkartoffeln Lizenzen für den Züchter fällig. Als Pflanzkartoffeln dürfen die Knollen zudem beim Verkauf im Frühjahr bereits keimen, was bei Speisekartoffeln unerwünscht ist.
Kann man "normale" Speisekartoffeln zum Pflanzen im Garten verwenden?
Seit Beginn der Kultivierung von Kartoffeln ist es üblich, einfach einen Teil der Kartoffelernte des Vorjahres wieder zum Pflanzen zu verwenden („Nachzubauen“). Nichts anderes tun heute wohl die meisten Kleinerzeuger, denn Kleinmengen und außergewöhnliche Sorten sind nicht überall erhältlich. Aber auch anspruchsvolle Profierzeuger kaufen nicht unbedingt jedes Jahr das teurere Pflanzgut ein, sondern bauen aus offensichtlich gesunden Beständen oft selber wieder „nach“.
Ist es verboten Speisekartoffeln als Pflanzkartoffeln zu verwenden ?
Rechtlich ist es für Privatmenschen unbedenklich "Speisekartoffeln" zum Pflanzen zu verwenden. Im rechtlichen und fachlichen Sinne werden sie dadurch jedoch nicht zu Pflanzkartoffeln. Es besteht also kein Anbauverbot für Speisekartoffeln, sondern nur ein Verkaufsverbot für Speisekartoffeln als "Pflanzkartoffeln". Zudem kann beim üblichen Nachbau von Pflanzkartoffeln durch professionelle Erzeuger eine Lizenz anfallen, die er dem Züchter für seine Leistungen schuldet.
Was soll man beim Pflanzen von Speisekartoffeln beachten?
Sind die Knollen nach der Ernte weder gewaschen noch gegen vorzeitige Keimung behandelt und sind keine offensichtlichen Krankheiten erkennbar, so reichen diese Qualitäten für den Hausgarten meist aus. Unsere Kartoffeln, ob aus Bioanbau oder konventionel angebaut, sind alle unbehandelt, wenn es bei der Sorte nicht ausdrücklich anders angegeben ist. Zudem kann man und sollte man durchaus die Kartoffeln vorkeimen. So erkennt man nicht nur keimschwächere Knollen oder Sorten, sondern man gewinnt durch die Vorkeimung bei den frühen Sorten auch einen Erntezeitvorsprung um 3-4 Wochen. Das liegt daran, dass vorgekeimte Kartoffeln auch bei kalten Bodentemperaturen einfach weiterwachsen, während nicht-vorgekeimte Kartoffeln stagnieren und so anfälliger werden. Selbst für die späteren, im Herbst geernteten Sorten ist die Vorkeimung sinnvoll, denn man gewinnt einen Kulturvorsprung vor der fast immer auftretenden Krautfäule. Zudem haben nur noch wenige Menschen wirklich kalte Lagerkeller, so daß sich die keimung ohnehin kaum zurückhalten läßt. Also - kühl lagern und ab ins Licht mit den Pflanzkartoffeln.
Gibt es denn von allen Kartoffelsorten Pflanzkartoffeln?
Von vielen alten Sorten gab oder gibt es kein offizielles Pflanzgut im Sinne des Saatgut-Verkehrsgesetzes. Alte Landsorten waren per Definition nie auf einer offiziellen Liste und deren Zulassung ist bedingt durch die Zulassungskriterien sowohl teuer als auch sachlich nahezu ausgeschlossen. Sorten auf die aktuelle Sortenliste zu bringen, können sich heute fast nur noch international tätige Großkonzerne leisten. Neue Sorten müssen aus Sicht des Sortenamtes insgesamt vorteilhafter sein als frühere Sorten, sonst werden sie nicht auf den offiziellen Sortenlisten aufgenommen. Dieser Nachweis ist jedoch für alte Sorten auch mit viel Geld kaum zu erbringen.
Was sind "Landsorten" oder "freie Sorten"?
Erfreulicherweise hat jedoch die Angleichung der europäischen Regelwerke auch dazu geführt, das alten Sorten, die in einem der EU-Länder auf der Sortenliste stehen, dieser Status auch in anderen EU-Ländern zusteht. Diese Sorten haben einen offíziellen Sortenstatus, aber in der Regel keinen einzelnen Eigentümer mehr. Diese Sorten nennt man „frei“, da der für den Züchter eingetragene Sortenschutz nach 30 Jahren normalerweise abgelaufen ist (z.B. Blauer Schwede, SIEGLINDE oder ACKERSEGEN). Von diesen alten Sorten gibt es durchaus legales Pflanzgut, wenn sich trotz der meist geringerern Mengen ein Erhaltungszüchter findet.
Von diesen freien Sorten muss man sinnvollerweise alte "Landsorten" unterscheiden, die niemals offiziell auf irgendeiner Sortenliste standen oder stehen und durch bäuerliche Vermehrung über Generationen meist als regionale Spezialität erhalten wurden (z.B. Ballwitzer Rotwalze, Rote von Ampflwang, Bamberger Hörnchen).
Sind nur freie Sorten "gute Sorten"?
Bei diesen "Landsorten" ohne rechtlichen Status waren und sind sowohl Profis als auch Hobbyerzeuger immer auf das Pflanzen von gewöhnlichen Speisekartoffeln angewiesen. Daneben gibt es aber auch hier gelegentlich eine inoffiziellen Erhaltungsszüchtung durch Privatpersonen oder Institutionen, die zwar in Bezug auf Sortenreinheit und Gesundheit offiziellem "Pflanzgut" entsprechen können, die aber dennoch nicht so verkauft werden dürfen. Insbesondere für diese Sorten gab und gibt es einen unregulierten Grau- und Tauschmarkt mit gelegentlich unklaren Qualitäten. Hier haben in der Regel ehrenamtliche Idealisten das Überleben von Sorten besorgt, die ansonsten nur noch in Saatgutbanken wie z.B. in Gatersleben lagern.
Fazit: Soll man Speisekartoffeln pflanzen?
Auch wenn man Speisekartoffeln im Garten oder auf dem Acker legt oder pflanzt werden sie dadurch noch nicht zu "Pflanzkartoffeln" im rechtlichen Sinn. Letztlich eignen sich jedoch alle gesunden und keimfähigen Kartoffeln für den Anbau im Hausgarten, denn für Hobbyanbauer spielen rechtliche Gesichtspunkte oder die Ertragsmaximierung naturgemäß eine untergeordnete Rolle. Hat man sich entschlossen Speisekartoffeln im eigenen Garten zu verwenden sollten diese aber möglichst weder gewaschen noch gegen Keimung behandelt sein.
Können Laien selber Pflanzkartoffeln heranziehen?
Bei der Verwendung von Pflanz- oder Speisekartoffeln im Garten gibt es Möglichkeiten die Pflanzengesundheit zu fördern oder auch gesundes Pflanzgut selber nachzuziehen. Mit einer gewissen Sachkenntnis lassen sich durch entsprechende Verfahren wie z.B. dem Äugeln der Knollen, also dem Nachziehen von kleinen Keimen in Nährsubstrat sogar besonders gesunde Knollen für den eigenen Nachbau selektieren. In den Andenländern in Südamerika ist diese private Züchtung und Vermehrung in vielen kleinbäuerlichen Familien seit Jahrtausenden üblich.
Im Zuge der auch in der Europäischen Union politisch als notwendig erkannten Förderung der Biodiversität sowie insbesondere zur nachhaltigen Sicherung der genetischen Nutzpflanzenvielfalt (Stichwort: Resistenzen) wurde vor Kurzem die Möglichkeit geschaffen, traditionelles Saat- und Pflanzgut als Erhaltungssorte auf eine offizielle Sondersortenliste aufnehmen zu lassen um es auf der Basis einer professionellen Nachzucht letztlich auch wieder legal handeln zu können. Bislang haben jedoch nur wenige Sorten diesen Weg bestritten, der trotz des abgespreckten Verfahrens doch erhebliche Mittel und Organisation erfordert. Bei unseren Speisekartoffeln geben wir an, ob Sie aus Bio- oder konventionellem Anbau stammen und ob sie mangels alternativer Anbauquellen nur gewaschen angeboten werden können. Auch eine eventuelle, keimhemmende Behandlung geben wir im Sortentext an. Wir fragen deshalb im Frühjahr unsere Besteller nach dem Verwendungszweck der Kartoffeln um Risiken zu minimieren und um optimal auswählen und packen zu können.
Kartoffeln Pflanzen und erfolgreich Anbauen
>>> hier findet Ihr weitere von uns zusammengestellte Informationen zum Anbau von Kartoffeln im Hausgarten